Burkina Faso – Land auf dem Weg in die Zukunft!?
Fotografie heißt für mich mit dem Kopf gemachte Erfahrungen und Beobachtungen in ihrer Emotionalität weiterzugeben, Empathie hervorzurufen, Interesse an den Fakten emotional zu verankern. Für mich gehören Bild und Text zusammen, um das Geschehen in seiner vielfältigen Komplexität erzählen zu können.
In den letzten zwei Jahrzehnten ist für mich die Vielfalt der Länder des afrikanischen Kontinents zentrales Thema geworden, verstärkt noch durch meine Arbeit im Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo in Burkina Faso am Südrand der Sahelzone in Westafrika.
Das Land ist arm, sehr arm. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung lebt auf dem Land im Wesentlichen von Subsistenzwirtschaft. Dabei sind die Frauen Stütze der Familie, Trägerinnen der Entwicklung. Selten sieht man eine Frau ohne ihren Nachwuchs während der Arbeit. Die Bevölkerung des Landes ist sehr jung. Knapp 46 Prozent ist jünger als 15 Jahren.
Schule, Bildung für alle Kinder ist daher enorm wichtig. Oft genug aber ist die Dorfschule auch nur der Ort der einzigen regelmäßigen Mahlzeit am Tag. Dennoch, die Lernfreude ist sehr hoch.
Folge der Armut in den Dörfern ist eine starke Bevölkerungsbewegung hin in die großen Städte. Ouagadougou wuchs von knapp 1,2 Millionen 2006 auf 2,5 Millionen Einwohnern 2018. Die damit zusammenhängenden Probleme für die Infrastruktur sind enorm, inzwischen massiv verstärkt durch den Klimawandel und seit fünf Jahren permanent wachsenden Terror. Eine Staub- und Angstglocke hängt über Stadt und Land.
Der Fotograf

Nach diversen Reisen in andere Regionen der Welt ist für mich der afrikanische Kontinent vorrangig in den Fokus gerückt – seit 2010 vor allem Burkina Faso.
Ich verstehe mich somit nicht als Künstler, sondern als Berichterstatter mit Kamera.
Mit meinen Fotos versuche ich die Betrachter*in für die Themen auch emotional zu öffnen, die mir in meinen Texten und Präsentationen wichtig sind. Zentral ist mir verbreitete Stereotypen in Wahrnehmung und Denken aufzuzeigen und zu befragen. Als meine Aufgabe verstehe ich zu zeigen, dass es DAS Afrika nicht gibt, dass jedes der 55 Länder des Kontinents ein Recht auf individuelle Betrachtung und Wahrnehmung hat. Afrika ist kein dunkler, schwarzer Kontinent, sondern vielmehr sehr unterschiedlich, bunt und aufregend, manchmal aber auch sehr zerrissen und gefährlich, noch immer bis heute leidend unter dem Jahrhunderte dauernden Kolonialismus des globalen Nordens.
Rüdeger Schlaga
Hofheim, im Oktober 2020